Günter
Heinzen , DL6EN
Die Gründung des DARC/FZ Rheinland-Pfalz.

In den Jahren 1946/47 regte sich in dem vom Kriege stark gezeichneten Europa wieder der Amateurfunk. Vor allem auf 40 Meter konnte man interessanten Funkverkehr mit einem guten Rundfunkempfänger beobachten. Für viele Radiobastler war dies der erste Kontakt mit dem Amateurfunk – auch für mich. Schweizer, französische und englische Funkamateure waren mit guten Lautstärken zu empfangen. Auch in den westlichen Besatzungszonen dachte man wieder an Amateurfunk. Nach und nach tauchten immer mehr DA-Stationen auf den Bändern auf, was natürlich der Besatzungsmacht nicht verborgen blieb. Die Militärregierung hatte bald erkannt, daß von den Funkamateuren keine Gefahr drohte. Hilfreich war mit Sicherheit, daß bei den Besatzungssoldaten auch viele das gleiche Hobby hatten. So kam es, daß man die deutschen OMs in der französischen Zone wissen ließ, zur besseren Unterscheidung zu den OMs in der britischen und amerikanischen Zone, den Kenner DK 9 zu verwenden. Natürlich hatte niemand das Recht auf ein Rufzeichen oder gar Schutz vor Aushebung oder anderen Aktivitäten durch militärische Stellen. Bis auf wenige Ausnahmen ließ man die Funkamateure gewähren. In der Ostzone – Kenner DK 8 – war die Situation ungleich gefährlicher.

In unserer Zone hatten etliche Armeeangehörige ein D 5 Rufzeichen. Dieses wurde später in ein DL 5 Call umgewandelt. Der Kontakt zu uns deutschen Amateuren war durchweg gut. So durfte ich als DK 9 UU interessante QSLs über die Militäranschrift von DL 5 AD auf dem Band direkt abfordern. Die Bürokraten gingen damals über die Postbox 585 in Stuttgart. Hier stand Felix, DL 1 CU, mit seinen Helfern dahinter.

Natürlich versuchten auch in der französischen Zone einige OMs die Gründung eines Radio-Clubs, waren aber leider nicht so erfolgreich wie die HAMs der britischen und amerikanischen Zone. Bei uns dauerte es länger, ein verständliches Misstrauen abzubauen. In der nordfranzösischen Zone waren vor allem OM Schott, DE 0041 und Hans Falz, DK 9 VQ, später DL 6 DP, die treibende Kraft. OM Falz fiel durch seine unermüdliche Ausdauer auf. Die Genehmigung für die Gründungsversammlung eines Radio-Clubs wurde für den 5.9.1947 erteilt, dann aber kurzfristig widerrufen.

Erst Ende März 1949 gab die Militärregierung die Erlaubnis, Radio-Clubs in der gesamten französischen Zone zu gründen. Man stellte allerdings Bedingungen.

1. Jedes der drei Länder gründet einen Club. Die Satzungen dürfen die gleichen sein. Die Clubs sind vollkommen unabhängig und dürfen ihrerseits nicht zusammengelegt werden.

2. Die Genehmigungsanträge sind von den jeweiligen Clubvorständen an die Militärregierung ihres Landes zu richten.

3. Das Senden ist nicht gestattet, ebenso Bau oder Besitz von Sendern oder Einzelteilen davon.

Demzufolge wurden in der französischen Zone drei Clubs zugelassen, die gleichzeitig die Dachorganisation von Ortsvereinen darstellten.

Es waren dies:DARC/FZBaden, mit Sitz in Konstanz

DARC/FZWürttemberg-Hohenzollern: Sitz Tuttlingen

DARC/FZRheinland-Pfalz: Sitz Idar-Oberstein

Am 8. Mai 1949 war es endlich soweit: Im „Gasthaus zum Mühlentor“ in Bad Kreuznach konnte Hans Falz als ersten Verband in der französischen Zone, den DARC/FZ Rheinland-Pfalz aus der Taufe heben. Dabei waren auch unsere französischen Freunde DL 5 AD und DL 5 AL. DL 5 AD, auch F 9 GP,Pierre Gilles, Chef des Transmission du Zone Nord, ließ es sich nicht nehmen, in einer Ansprache den Funkamateuren viel Glück und baldige Lizenzierung zu wünschen. Eine von ihm gestiftete Riesenkiste bester Zigarren ließ alsbald die gesamte Versammlung in blauen Dunst verschwinden. Mit von der Partie waren außer vielen OMs aus Bad Kreuznach und Umgebung die Herausgeber des Radio-Magazins QRV Kurt Schips, DL 1 DA und Wolfram Körner, DL 1 CU. Gefeiert wurde bis spät in die Nacht. Den Abschluß bildete eine Einladung bei Jean Pick, DL 5 AL. OM Rudi Brumm, DE 8801, DK 9 AZ, DL 6 EQ sei an dieser Stelle für die Beschaffung der notwendigen Genehmigung und die Ausrichtung der Tagung gedankt. Er war es auch, der zum gleichen Zeitpunkt den Ortsverband Bad Kreuznach gründete.

Endlich hatten wir unseren Amateur-Radio-Club. An Sendelizenzen war aber auch weiterhin nicht zu denken. Erst am 18. Februar 1950 wurden bei der OPD Koblenz die ersten Prüfungen abgehalten. Bestanden hatten alle Teilnehmer, wobei das Hören ohne das gewohnte QRM auf den Bändern wie eine Wohltat erschien. Den Prüfungsteil Geben mußten wir auf einem Tintenstreifendrucker ablegen, was eine sichere Kontrolle der Qualität unserer Zeichen zuließ.

Im Test der französischen Zone hatten vor uns bereits am 27.1.1950 in Idar-Oberstein (OPD Trier) und am 4.2.1950 bei der OPD Neustadt Lizenzprüfungen stattgefunden. Mit Wirkung vom 19. Mai 1950 trat endlich das Amateurfunkgesetz und die DVO für alle Länder der französischen Zone in Kraft. Jetzt war endlich der Weg für eine Lizenzierung frei. Dank der bereits durchgeführten Lizenzprüfungen konnten sofort 62 DL 6-Rufzeichen – die man aus dem DL 6-Block für die französische Zone reserviert hatte – ausgegeben werden. In Bad Kreuznach kam es allerdings noch zu einer Verzögerung. Nachdem wir als DK 9 unsere Freunde als DL 6-Stationen hörten, wurde sofort beim hiesigen Postamt rückgefragt. Antwort des zuständigen Beamten: „Ja – da ist was gekommen – wir wissen aber damit nichts anzufangen.“

Zum Schluß sei noch bemerkt. Bei der Gründung des Gesamt-DARC am 19.9.1950 lösten sich die Länder-Clubs der ehemaligen FZ auf und bildeten die DARC-Distrikte Baden, Rheinland-Pfalz und Württemberg-Hohenzollern.

In einem kurzen Abriß habe ich versucht, den Weg des Amateurfunks in der nordfranzösischen Zone nach dem Krieg bis zur Übernahme der Länder-Clubs in den Gesamt-DARC darzustellen. Natürlich kann dieser Bericht nicht vollständig sein, da es aus dieser Zeit kaum Unterlagen gibt. Leider ist auch ein Befragen von Oldtimern nur selten möglich, da viele bereits die Taste für immer aus der Hand gelegt haben oder aufgrund von Krankheit nicht mehr ansprechbar sind. Ich bitte daher um Nachsicht, wenn bestimmte Vorgänge nicht oder nur teilweise erwähnt wurden.

Günter Heinzen, DE 8802, DK 9 UU, DL 6 EN

Literaturnachweis:Die Geschichte des Amateurfunks, W.F. Körner, DL 1 CU; Amateur-Radio-Magazin QRV; Zeitschrift CQ des DARC; Chronik des OV K04, Rodrigo Gebhard, DL 4 PP; Eigene Aufzeichnungen


 

Hans , DL6ER
Die Anfänge des Amateurfunks in Bad Kreuznach.

„Erinnerungen eines Kreuznacher Kurzwellenamateurs“

Es ist mir nicht mehr in Erinnerung, was mich dazu brachte. Kurzwellenamateur zu werden. Jedenfalls war ich schon früh ein begeisterter Radiobastler. Das begann mit einem Kristalldetektor, dann kam ein Röhrenempfänger. Irgendwann muß ich dann wohl in einer Radiozeitschrift etwas über die Kurzwellenausbreitung gelesen haben. So machte ich mich mit 15 Jahren auf die Suche nach einem Kenner der Materie. Aber das war in Bad Kreuznach nicht so leicht. Zunächst erfuhr ich von einem Herrn Finnhold in der Kreuzstraße, der einmal eine Sendelizenz hatte aber nicht mehr aktiv war. Dann schickte man mich zu Theodor Körner in den Bösgrunder Weg, ebenfalls ein OM mit Sendelizenz. Aber Körner war (…) nicht mehr an der Funkerei interessiert. Er gab mir wenigstens die richtige Kontaktadresse.

So kam ich zu Friedrich Zosel, D3CJT in der Saarstraße, dem damaligen „OVV“ und seinem Sohn Hans, DE2441. Diese beiden führten mich dann in die Geheimnisse des Amateurfunks ein. Bald war ein O-V-2 (Audion mit 2 NF-Stufen) gebaut und das Morsen bis Tempo 60 gelernt.

Zum damaligen 0V gehörten auch Fritz Oswald mit Sendelizenz und OM Gockel, der sein Büro in der ehemaligen Glashütte für OV-Abende zur Verfügung stellte. Ferner gehörten zum 0V Willi Kneppel aus Weitersborn und Otto Jerusalem aus Herborn bei Idar-Oberstein. OM Gockel hatte einen kleinen Hanomag, mit dem Fieldday-Versuche unternommen wurden.

Im Herbst 1935 legte ich meine DE-Prüfung ab und erhielt die DE-Nr. 3391. Bald darauf war der erste Minisender (Hartley) gebaut und eine Fuchs-Antenne aufgehängt. Daraufhin folgte unweigerlich das erste „UnIis“-QSO! Die Freude war riesig über diesen Erfolg und ich hatte Mühe, es am nächsten Tag in der Schule zu verschweigen. Aber es sollte auch vorerst das letzte QSO gewesen sein. Mein OVV machte mir sehr deutlich, welche Konsequenzen das für mich haben könnte! Unsere damalige Regierung hatte für solche Spaße kein Verständnis‘ Man riskierte „Kopf und Kragen“, wie traurige Beispiele belegen können.

Aufmerksam geworden durch meine Amateurtätigkeit trat auch mein Klassenkamerad Herbert Steiger in den DASD ein. Bald erhielt auch er seine DE-Nummer. Es folgten dann mühselig erarbeitete und sorgsam geloggte Empfangsberichte als Voraussetzung für die sehnlichst erhoffte Lizenz. Aber der NS-Staat war nicht an einer Lizenzschwemme interessiert. Lizenzen gab es nur „tropfenweise“- und immer wieder Sperrzeiten. Abitur-Prüfung und anschließender Arbeitsdienst hinderten mich zeitweise an der Ausübung meines geliebten Hobby’s. Dann kam der Krieg und damit das vorläufige Ende des Amateurfunks in Deutschland.

Funker wurden gesucht für Spezialaufgaben der militärischen Abwehr. So fand ich mich im Januar 1940 ohne militärische Grundausbildung an einem Kurzwellengerät des OKH in Wiesbaden wieder. Kurz darauf gelang es mir, meine beiden Freunde, die OM’s Hans Zosel und Herbert Steiger in die gleiche Tätigkeit einberufen zu lassen. OM Oswald hatte zu diesem Zeitpunkt keine Lizenz mehr- er wurde denunziert und bekam wegen politischer Unzuverlässigkeit seine Lizenz entzogen. OM Zosel hatte das wehrfähige Alter längst überschritten – wurde aber zu einem zivilen Betriebsdienst in der Heimat verpflichet, diese Tätigkeit wurde ihm nach dem Krieg zum Verhängnis. Ein über BCI verärgerter Nachbar muß auch ihn denuziert haben. Die Franzosen brachten ihn nach Diez, wo er lange Jahre verbringen mußte und erst 1950 als todkranker Mann entlassen wurde.

Als ich 1948 aus französischer Gefangenschaft heimkehrte und mich sofort wieder für den Amateurfunk interessierte, traf ich meinen Freund Steiger wieder und lernte die beiden jungen OM´s Rudi Brumm und Günter Heinzen kennen. Bald war aus Militärbeständen ein Superhet gebastelt und ein Quarzsender mit einer 6L6 zusammengebaut. So ausgerrüstet ging ich mit dem Rufzeichen DK9QQ in die Luft und konnte, wie mein altes Logbuch verzeichnet, eine Menge QSO´s und DX-Verbindungen verbuchen.

Am 08. Mai 1949 fand dann das erste HAM-Fest des neugegründeten DARC Rheinland-Pfalz in Bad Kreuznach statt. Aus dem Ortsverband Bad Kreuznach anwesend waren die OM´s : Bender, Heinzen, Brumm, Oswald, Paffrath, Steiger, zwei OM´s der französischen Armee und ein Menge mir nicht bekannter, neugieriger junger Leute. Nicht zu vergessen OM Wolfram Körner, DL1CU aus Stuttgart.

Anfang Februar 1950 war dann der große Tag der Lizenzprüfung bei der OPD Koblenz. Teilnehmer aus unserem OV waren: Rudi Brumm, Günter Heinzen, Herbert Steiger und Hans Bender. Ferner aus dem neugegründeten OV Idar-Oberstein die OM´s Falz und Willi Kneppel aus Weitersborn. Willi blieb unserem Hobby bis zu seinem Tod 1992 treu. Ich selbst hatte 1989 und 1990 noch QSO´s mit ihm.

Hans,DL 6 ER